Selbst nach Monaten der Zeltküche, erstaunt es uns immer wieder, was wir mit unserem kleinen Kocher so alles zaubern können. Doch trotzdem schaffen wir es nicht immer, allen unseren kulinarischen Gelüsten gerecht zu werden.

Denn es gibt etwas, was wir in den letzten Monaten wirklich vermisst haben: Falafel!

Ganz Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien und den Kosovo haben wir erfolglos nach diesen frittierten Kichererbsenbällchen abgesucht und nur verwirrte Blicke geerntet. In Skopje wurden wir endlich fündig.

Noch ein wenig verwöhnt von den Vorteilen einer Bleibe, die nicht nur aus vier Zeltwänden besteht, beziehen wir zwei Betten im Shanti Hostel. Kaum angekommen, stellen wir unsere übliche Falafel-Frage und können unser Glück kaum fassen, als wir kurz darauf Kurs auf die angeblich beste Falafel-Adresse der Stadt nehmen. Voller Vorfreude stürzen wir durch die Straßen und achten kaum auf unsere Umgebung.

Der Heißhunger hat uns völlig im Griff.

Und wahrlich, dieser erste Bissen … magisch! Mag es an der langen Abstinenz liegen oder daran, dass sie wirklich so gut waren, können wir nicht sagen. Doch es war ein wunderbarer Moment, der uns sogar hat vergessen lassen, unser leckeres Mahl bildlich festzuhalten.

Wieder im Hostel treffen wir auch auf andere Langzeitreisende. Zum Beispiel auf Daniel, der allein von der Schweiz nach China radelt oder Alanna, die nun seit drei Jahren auf Reisen ist und sich langsam wieder Richtung Australien, ihrer Heimat, begibt. Da wir sonst vor allem Kontakt zu Einheimischen haben, genießen wir es, auch mal wieder auf Menschen zu treffen, die mit ähnlichen Motivationen wie wir die Welt erkunden.

Und es tut gut, sich auszutauschen, über das Reisen, Arbeiten und Leben unterwegs.

Am Tag darauf erkunden wir zusammen mit Alanna die Stadt. Und wir sehen nun, was uns am Vorabend durch unseren Falafel-Wahn verborgen blieb: Skopjes Zentrum ist eine einzige bizarre Landschaft aus Statuen!

Große, kleine, riesige, lustige, seltsame – wohin das Auge reicht: Statuen. Und sie sind nicht etwa historisch, sondern erst innerhalb der letzten fünf Jahre ins Stadtbild eingefügt worden. Inspiriert von der Architektur der klassischen Antike, sollen diese über 120 Figuren und renovierten Gebäude die Stadt attraktiver für Touristen machen.

Weg vom tristen Mief des Sozialismus, hin zur charmanten europäischen Metropole.

So war jedenfalls die Theorie.

In der Realität hat man besonders die Einwohner Skopjes mit dieser „Aufwertung“ der Innenstadt verärgert. Kaum bringt man die Statuen zur Sprache verfinstern sich ihre Gesichter. 560 Millionen Euro hat das Projekt verschluckt, Geld, welches nach Meinung vieler in wirklich notwendige Dinge wie Bildung oder Gesundheit hätte investiert werden können. Denn, zugegeben, zwar sorgt das neue Zentrum für einiges obskures Fotomaterial, doch alles wirkt ziemlich künstlich.

Viel Disneyland und wenig Authentizität.

Zum Glück führt uns Tag 2 unserer Falafeljagd auch in Viertel, die vom Statuen-Wahn noch nicht überrollt wurden. In den verwinkelten Gassen nahe des alten Basars, fühlen wir uns wohl. Nur Falafel gibt es hier keine. Und so schlurfen wir ein wenig enttäuscht über das nasse Kopfsteinpflaster und überlegen, ob es wirklich die beste Idee war, 560 Millionen dafür zu benutzen, Teile der Stadt in einen Freizeitpark zu verwandeln.

Doch auch wir sind nicht vor fragwürdigen finanziellen Investitionen gefeit und verlassen Skopje mit einer wichtigen Erkenntnis:

Auch wenn es noch so wenige kulinarische Optionen gibt, sich labbrige Pommes holen, weil man keine Falafel finden kann ist wirklich nie eine gute Idee.

(Headerbild: Sylwia Bartyzel – unsplash.com)