„Komm mit, ich will dir was zeigen.“ Zdenka schaut mich erwartungsvoll an. Ich folge ihr hinab in den kleinen Keller. Bis zur Decke ist er gefüllt mit Einmachgläsern. „Alles aus unserem Garten. Such dir ruhig was aus.“
Couchsurfen in Slowenien ist toll!
Kreuz und quer durchs Land haben wir von Graz aus unsere Anfragen gestellt. Und in den Wochen, die wir durchs Land reisen, lernen wir viel über die slowenische Gastfreundschaft. In Maribor helfen wir Demi, Zdenka und ihrer Familie bei der Weinernte. In Ptuj lernen wir bei Damjana und ihren Kindern Ronja, Tine und Aida Zaubertricks, machen zusammen Musik und verewigen uns an ihrem Couchsurfer Baum.
Für Ljubljana geben wir die Hoffnung auf eine Couch schon fast auf – hatten wir doch nun seit drei Wochen erfolglos eine Anfrage nach der nächsten gestellt. Aber eine SMS von Damjana später halten die Adresse und Telefonnummer von Tadej und Maja in der Hand – zwei ehemals leidenschaftliche Couchsurfer, die für uns gern aus ihrem „CS-Ruhestand“ zurückkehren. Und dann sind da noch Ana und Anže, die uns in Zgoša mit so vielen Informationen und Routenvorschlägen beschenken, dass wir eigentlich noch ein paar Wochen länger in Slowenien bleiben müssten!
Auch das Reisen per Daumen macht wieder sehr viel Spaß.
Zum ersten Mal halten zwei Fahrer gleichzeitig für uns an, wir trampen schneller als der öffentliche Nahverkehr mit Handgepäck für eine Tagestour nach Bled und bekommen schon eine Mitfahrt angeboten, bevor wir überhaupt am Straßenrand stehen.
Wir verkosten slowenischen Weißwein, besteigen Burgen und Ruinen, begeistern uns für die lokalen Märkte, auf denen gefühlt jeder zweite Slowene sein selbst angebautes und verdammt gutes Obst und Gemüse anbietet und: Wir verlieben uns! In Sloweniens Hauptstadt Ljubljana.
Doch auch Sloweniens Natur hat es uns angetan.
Im Nationalpark Triglav lassen wir uns vom Farbspiel des herbstlichen Laubs, des morgendlichen Nebels, der schneebedeckten Gipfel und des smaragdgrünen Wassers verzaubern.
Das Campen zwischen Bäumen und unter sternenklarem Himmel tut wahnsinnig gut. Zwar sinken die Temperaturen in den Bergen deutlich gen 5°C, doch in unserem Zelt ist es behaglich warm. Fast schon zu gemütlich richten wir uns unser kleinen Reich ein. Da fällt es Morgens recht schwer alles wieder zusammen zupacken…
Die Sonne glänzt jedoch auch durch ihre Abwesenheit und so spült uns der starke Regen Mitte Oktober nach Nova Gorica bzw. Gorizia, je nachdem ob man sich auf der slowenischen oder der italienischen Seite befindet.
Komplett durchnässt aber hoffnungsvoll suchen wir die Touristen-Information auf.
Die verfügbaren Unterkünfte sprengen unser Budget jedoch bei weitem, daher nutzen wir das kostenlose WLAN und stellen unsere allererste Last Minute Couch Anfrage. 20 Minuten später schauen wir uns verblüfft an: Es hat tatsächlich geklappt! Glücklich stürmen wir den nächsten Supermarkt und decken uns mit Wein und anderen Leckereien ein. Als Dankeschön für unseren Couchsurfer.
Bei Miha bleiben wir eine knappe Woche, denn er empfängt uns mit den Worten: „Bleibt einfach solange wie ihr wollt.“ Da gehen wir gleich nochmal einkaufen. So können wir Miha jeden Abend bekochen – nicht, dass er es sich doch noch anders überlegt…
Die unverhoffte Zeit mit festem Dach über dem Kopf macht uns gute Laune.
Besonders dann, wenn der Baum am Küchenfenster durch Wind und Regen wieder zur peitschenden Weide mutiert. Wir schlemmen uns durch neue und altbekannte Rezepte, tüfteln an innovativen Straßenhändler-Geschäftsideen und wandeln, so oft es das Wetter zulässt, in Nova Gorica und Gorizia umher.
Inzwischen haben sich heute nun auch die letzten Regentropfen wieder in Sonnenstrahlen verwandelt.
Ein perfekter Tag zum weiter trampen.