Beim Trampen wissen wir natürlich nie, was uns erwartet, doch gerade unsere Reise von Mostar nach Sarajevo, über Serbien, bis nach Montenegro hatte eine ganze Palette von Emotionen für uns parat.
Zusammen mit Reanne aus Südkorea machen wir uns auf die Reise von Mostar nach Sarajevo. Wir bestaunen die kargen Felsen, die oft bis auf die Fahrbahn ragen, halten bei waghalsigen Überholmanövern gemeinsam die Luft an und lassen uns unsere gute Laune auch nicht von der Raserei unserer Fahrer nehmen.
Denn eigentlich macht das ganze sehr viel Spaß!
Ab Sarajevo sind wir wieder zu Zweit unterwegs, langweilig wird es trotzdem nicht: Tramperhaltung einnehmen, aufgeregt die Taschen schnappen, wenn jemand hält und versuchen beim Zum-Auto-Kommen nicht überfahren zu werden.
Dann mit unseren sieben Wörtern Serbo-Kroatisch (Hallo, Danke, Tschüss, Ja, Nein, Schön und Trampen) und unserem grandiosen Ohne-Wörterbuch (Danke, Robert!) unsere Dankbarkeit ausdrücken, über uns und unsere Reise berichten und ein wenig von der Lebensgeschichte unserer Fahrer erfahren.
Kreativität kennt hierbei keine Grenzen.
Und Improvisation ist alles. Kein Gurt? Vielleicht hilft es ja möglichst viel Gepäck auf uns drauf zu packen.
Keine Sitze? Dann setzen wir uns eben auf den Boden.
Enge Straßen und hohes Tempo? Optimismus bewahren!
Beim Aussteigen ragt eine spitze Felswand auf die rechte Fahrbahn? Ab auf die linke Seite und einfach ein bisschen energischer mit unserem Schild den nahenden Autos zu wedeln.
Doch nicht immer haben wir Lust auf diese Schild-Wedelei und wollen lieber auf einer Bank sitzend die Sonne genießen.
In solchen Momenten nehmen wir den Bus. Im Balkan sprengen die Buspreise nicht unser Budget und so verbringen wir ein paar entspannte Stunden. Uns hin und wieder keine Gedanken drüber zu machen, wo und wann wir ankommen werden oder, dass wir unser Nachtlager womöglich wieder an derselben Stelle aufschlagen müssen, ist eine schöne Abwechslung.
Aber auf dieser Reise nur mit Bus oder Bahn unterwegs sein?
Für einen Tag oder eine Teilstrecke ist es ganz schön, aber so recht begeistern können wir uns längerfristig dafür nicht. Wo wären all die wunderbaren und intensiven Begegnungen, die Unterhaltungen mit Händen und Füßen und bizarren Momente. Auch während der Busfahrten kommt es manchmal zu einem netten Austausch, aber irgendwie ist es einfach nicht dasselbe.
Denn die Menschen, die uns mitnehmen überbieten sich gegenseitig in ihrer Freundlichkeit und oft werden wir reich beschenkt: schöne Geschichten, frisches Quellwasser aus den bosnischen Bergen, saftige Äpfel und Mandarinen, ein herzliches Lachen, allerhand Süßigkeiten, Serbisches Bier, Einladungen zur Übernachtung oder auch mal einen Joint. Nicht alles nehmen wir an, aber Freude empfinden wir für jede Geste.
Und vor allem sind sie ein wunderbares Mittel gegen die Schübe von Adrenalin – ob nun ausgelöst durch die Fahrweise, Reparaturbedürftigkeit der Autos oder die Orte, an denen wir raus gelassen werden. Und manchmal ist es wirklich einfach besser, statt die Fingernägel in den Vordersitz zu rammen, einfach tief durchzuatmen und die Aussicht zu genießen. Denn nicht selten taucht der vermeintlich unauffindbare Gurt plötzlich in den Tiefen des Rücksitzes wieder auf.
Also, keine Panik: Alles wird gut.