Per Anhalter waren wir das letzte Mal vor gut 2 Jahren in Finnland unterwegs.

Ein wenig eingerostet fühlen wir uns daher schon, als unsere Reise per Daumen dann wirklich los geht.

Von der Schweiz wissen wir nicht allzu viel: hohe Berge, hohe Preise, wenig Platz – vielleicht auch zu wenig Verständnis für unsere Art zu reisen? Wir sind skeptisch, ob die Schweiz mehr als ein Durchreiseland für uns werden wird. Aber wie immer kommt alles ganz anders als wir denken…

Eine Raststätte kurz vor Zürich:

Feierlich überreichen uns zwei Hamburger, aus deren übervollen Auto wir gerade purzelten, eine Avocado.

Unsere Wege trennen sich – sie sind auf dem Weg nach Italien, zum „Rainbow Gathering“ – wir machen Rast, löffeln unseren Bulgursalat (Danke an Nolle für das leckere Rezept!) und unterhalten uns lang mit einem estnischen Metaller, der übermüdet von einer viermonatigen Europatour von seinen Bandkollegen beauftragt wurde, das Album seiner Band an so viele Reisende wie möglich zu verkaufen.

Ewig können wir uns die Sonne jedoch nicht auf den Pelz scheinen lassen, wir wollten ja auch irgendwann mal irgendwo ankommen: Ein schöner Wald, eine lauschige Lichtung, ein klarer See?

Also fangen wir an, verschiedene Fahrer anzusprechen, ob sie denn an zwei sympathischen Mitfahrern auf dem Weg Richtung Walensee interessiert sind (unserem Ziel für den nächsten Tag).

Und so treffen wir auf Thomas.

Ein herzhaftes „Grüezi!“ später, sitzen wir in seinem Auto und Thomas schwärmt uns sogleich von den Naturschönheiten Kanadas vor. Da sind er und seine Frau gerade erst im Urlaub gewesen.

Überhaupt haben wir uns viel zu erzählen, bis Thomas dann meint: „Wenn ihr wollt, dann könnt ihr euer Zelt auch in unserem Garten aufschlagen.“ Begeistert stimmen wir zu.

Thomas warnt noch schnell seine Frau Edith vor und wir verlassen die Autobahn.

Für uns ist es das erste Mal wieder in unserem Zelt, unserem „home away from home“, unserem sicheren Hafen.

Für Thomas und Edith sind wir die ersten Fremden in ihrem Garten.

Aber recht bald fühlen wir uns gar nicht mehr fremd, erwartet uns doch so viel mehr als „nur“ ein Fleckchen Rasen.

Wir verbringenen einen Abend voller spannender Geschichten, Herzlichkeiten, leckerer Spaghetti und viel ausgelassener Freude. Und nach dem wunderbaren Frühstück und einer Jamsession mit Thomas fällt es uns schwer die Rucksäcke wieder zu packen.

Aber wir verlassen die beiden mit einem warmen Gefühl im Herzen und der Zuversicht, dass die Schweiz viel mehr ist als wunderschöne Natur.

Für alle, die sich also immer Mal Sorgen machen, an was für zwielichtige Menschen wir unterwegs so geraten könnten, sei gesagt:

Wir haben noch nie so viel Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft erlebt wie beim Trampen.

So viele unvergessliche Momente hätten wir ohne diese Art zu Reisen nie erlebt.

Sei es nun im nördlichen Norwegen eine Party auf einer waschechten Cowboy Ranch, ein polnischer DJ, der einen 100km Umweg für uns fährt, weil er eben noch Zeit hat oder ein schottischer Erfinder, der auf die Frage, wo er denn hinfahre antwortet: „Wohin ihr wollt!“

Oder eben unsere Begegnung mit Thomas und Edith.

Wir danken euch allen dafür!